Beginnen wir das neue Jahr mit ein paar Rezensionen, den Anfang macht eine
Rezension zu "Anne of Green Gables - A New Beginning" von rolliraserin:
Ich fange normalerweise nicht negativ an, wenn ich jemanden einen Film schmackhaft machen möchte, aber nachdem ich den Film gesehen habe, hält sich bei mir die Begeisterung in Grenzen. Was soll ich sagen? Es war anstrengend. Eigentlich gleichen die knapp 3 Stunden eher einer Odyssee als reinem Fernsehvergnügen. Wenn man sich den Film ansieht, ohne daran zu denken, dass Sullivan schon 3 fantastische Anne Filme abgeliefert hat, ist er annehmbar, aber mehr auch nicht. Der 3. Teil hatte zwar auch schon wenig mit den Anne Büchern gemeinsam, aber diesmal hat Sullivan für meinen Geschmack zuviel von seinen eigenen Gedanken und Vorstellungen hineininterpretiert. Die Story ist teilweise so haarsträubend, angefangen beim kuriosen Tod ihrer Mutter, ihrem Vater, der sich die Schuld daran gibt, bis hin zu ihrem Adoptivsohn Dominic, dass ich froh war, als ich endlich am Ende angelangt bin.
Man fragt sich als Zuschauer, wann doch endlich das Märchen vom armen Waisenkind, das bei den Cuthberts ein liebevolles Zuhause findet, anfängt. Aber soweit lässt uns Sullivan gar nicht kommen.
Zum Inhalt:
1945 kehrt, die inzwischen etwa 50jährige Schriftstellerin Anne nach Green Gables zurück, welches zum Verkauf steht.
Umgeben von ihren Erinnerungen aus ihrer Kindheit sucht sie Inspiration und Ideen für ein neues Theaterstück. Diese findet sie in alten Briefen ihres Vaters, welche sie unter Bodenlatten in Green Gables findet. Es stellt sich heraus, dass Annes Vater, der sich für den Tod der Mutter verantwortlich fühlt, an Marilla geschrieben hat. Diese jedoch verschwieg es ihr.
Anne beginnt ihre Kindheit aufzuarbeiten, und erinnert sich daran, was damals wirklich passiert ist und welche Geschehnisse ihrem fantasievollen Rotschopf entsprungen sind. Es folgt eine - langatmige - Reise eines Waisenkinds, welches von einer Familie zur nächsten geschoben wird, auf der Suche nach ihrem Vater, von dem sie nach dem Tod der Mutter verlassen wurde. Als sie ihren Vater wieder findet, gerät sie in die Konflikte der Gewerkschaft, wo ihr Vater arbeitet und der Unternehmerin Amelia Thomas, deren Familie sie aufgenommen hat.
Mein Eindruck:
So weit hergeholt mache Storylines auch sind, zeigen die Rückblenden dem Zuschauer, Anne als sie noch "Anne of nowhere in particular" und nicht "Anne of Green Gables" war.
Ich hätte mir von der Verfilmung einiges mehr erwartet, aber richtig vorwerfen, kann ich es Sullivan nicht, dass er seine eigenen Geschichten miteinbringen wollte. Als Kanadier ist er mit der Geschichte um Anne Shirley anscheinend schon zu sehr verwurzelt. Gleichzeitig könnte man ihm, wenn man sich das Endergebnis ansieht, genau das zum Vorwurf machen, aber wie gesagt, ich zumindest kann es nicht.
Die größte Enttäuschung für mich, sind aber die teilweise lieblosen Charaktere. Im Gegensatz zu den vorhergegangen Verfilmungen fehlt es mir an Einfühlungsvermögen, den Figuren eine gewisse Tiefe zu verleihen. Die neue Anne hat mit der "alten" nicht mehr viel gemeinsam. "She's pretty odd", so wird sie von jemandem im Film bezeichnet, und irgendwie kann ich dagegen nicht wirklich protestieren. Als etwas sonderbar wurde Anne immer schon beschrieben, ob es jetzt in den Büchern oder Filmen war, aber die "neue" Anne ist eher ein altkluger, nerviger, kleiner Bengel und nicht die von den Fans geliebte, von der Fantasie beflügelte kleine Karotte.
Nach soviel eher Negativem zum Ende etwas Positives.
Den ganzen Film hindurch, wollte sich bei mir kein Mitleid für das arme Waisenkind zeigen, aber es gab eine Szene, welche mich wirklich berührt hat. Am Anfang des Filmes sieht man die erwachsene Anne, die sich voller Verzweiflung und Angst um ihren Sohn, welcher sich gerade im Krieg befindet, zum Grab ihres Mannes Gilbert legt, und sich wünscht er wäre doch bei ihr. Eine rührende und aussagekräftige Szene, welche auch in diesem Film, die tiefe Liebe zwischen den Beiden zeigt und mir die Tränen in die Augen stiegen ließ.
Meiner Meinung nach wird der Film für Fans einen bitteren Nebengeschmack haben, für "Neueinsteiger" ist er vielleicht besser zu verdauen. Nachdem ich lange über diese Neuverfilmung nachgedacht habe, wünschte ich mir als eingesessener Fan, Sulllivan hätte sich noch ein wenig mehr geduldet, und sich der neuen Buchveröffentlichung "The Blythes Are Quoted" angenommen , bevor er eine halbherzige Interpredation von "Before Green Gables" sein Eigen nennen darf. Ob die Enttäuschung für die Fans dann geringer ausgefallen wäre, sei dahingestellt.
anne-fans - 17. Jan, 17:36